Stadt Karlsruhe: Ende sachgrundloser Befristungen dank DGB
Wie kann unser DGB vor Ort einen Beitrag leisten, um das Thema Gute Arbeit in der Region zu verankern? Diese Frage stellt sich Dieter Bürk schon seit Jahren. Er ist Vorsitzender des DGB-Stadtverbands Karlsruhe und gehört zu den Initiatoren des DGB-Projekts Regionale Strukturpolitik und öffentliche Daseinsvorsorge (eSta) in Baden-Württemberg. Dabei setzt er auf Aktionen direkt vor Ort: "Wir machen hier keine große Weltpolitik, sondern wir wollen in die kommunale Politik hineinwirken und dort Akzente setzen."
Leiharbeit bei Stadt Karlsruhe nur noch mit Zustimmung des Personalrats
Dieter Bürks Hauptthema ist die Leiharbeit: In den Betrieben gibt es immer mehr Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter, die immer häufiger die Stammbelegschaft ersetzen. Sie verdienen weniger und haben schlechtere Arbeitsbedingungen. Hier sei auch die Politik gefragt, fand Bürk und nutzte seine guten Kontakte zu den Fraktionen im Gemeinderat, um das Thema "Gute Arbeit" in den Rat einzubringen und für die Abschaffung von Leiharbeit zu werben. Seine Idee: Wenn die Stadt Karlsruhe als erste auf Leiharbeit verzichten würde, könnte sie mehr Druck ausüben, damit die Unternehmen in der Region nachziehen. Ein erster Antrag der Grünen zu diesem Thema scheiterte jedoch. Daraufhin lud der DGB die Fraktionen von SPD, Linken, Grünen und kommunaler Wählervereinigung zu Gesprächen ein. Schließlich gelang es, eine gemeinsame Linie zu finden und einen interfraktionellen Antrag zu verabschieden, in dem die wichtigsten Ziele der Gewerkschaft enthalten sind. Leiharbeit darf es bei der Stadt Karlsruhe und in deren Eigenbetrieben jetzt nur noch mit Zustimmung des Gesamtpersonalrats geben. Damit ist klar, dass sie nur in Ausnahmefällen wie Krankheit oder bei Belastungsspitzen eingesetzt werden darf. Zudem müssen Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter von Anfang an den gleichen Lohn wie die Stammbelegschaft erhalten. Auch die sachgrundlose Befristung von Stellen wurde auf Druck des DGB gestrichen.
Dieter Bürk, 58, ist Sozialarbeiter und seit 1994 bei der Stadt Karlsruhe angestellt. Schon während seiner ersten Ausbildung zum Feingeräteelektroniker wurde er Mitglied der IG Metall und setzte sich als Jugend- und Auszubildendenvertreter in seinem Betrieb für bessere Arbeitsbedingungen ein. Heute engagiert er sich bei ver.di und seit sechs Jahren beim DGB. Er ist in der zweiten Amtsperiode freigestellter Personalrat und hat über Jahre viel Bündnisarbeit betrieben: mit Politik und Wirtschaftsverbänden, den Kirchen und dem lokalen Klimabündnis. Aktuell ist er im Austausch mit der Technologieregion, einem Zusammenschluss von Unternehmen und Verbänden in der Region Karlsruhe.
Tarifbindung und nachhaltige Vergabe sind nächstes Ziel
Als Nächstes steht die Vergabe öffentlicher Aufträge auf dem Plan des umtriebigen Gewerkschafters. Das Ziel: Gute Arbeit, Tarifbindung, Nachhaltigkeit und Regionalität in den Vergaberichtlinien verankern. Der Oberbürgermeister signalisierte Offenheit, deshalb hat Dieter Bürk für Herbst einen ersten gemeinsamen Termin verabredet, bei dem sich die Expertinnen und Experten von DGB und Stadt austauschen werden. Außerdem wird er im Herbst wieder Gespräche mit den Fraktionen im neu gewählten Gemeinderat führen, um über Tarifbindung und nachhaltige Vergabe zu sprechen. Auch auf die kirchlichen Arbeitnehmervertretungen will Bürk zugehen und nicht zuletzt auf die Arbeitgeberverbände, denn "die haben ja auch Vorteile von der Tarifbindung, zum Beispiel weniger Wettbewerbsverzerrung durch Dumping-Angebote und mehr Transparenz im Wettbewerb".
Video von Aktionstag am 7. Oktober 2019 in Karlsruhe
Sein hartnäckiges gewerkschaftliches Engagement brachte Dieter Bürk den Spitznamen "Gute-Arbeit- Bürk" ein. Doch solche Schmeicheleien wehrt er ab: "Wir brauchen keine Ehrentitel, wir brauchen gute Arbeit. Was wir machen, ist eigentlich selbstverständlich." Beim Zukunftsdialog setzt Dieter Bürk vor allem auf die Weitergabe von Erfahrungen: Die Ehrenamtlichen in den Stadt- und Kreisverbänden brauchen einen guten Austausch, um voneinander zu lernen.
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Foto: DGB/Thomas Range