Wegen körperlicher Behinderung in der Altenpflege abgelehnt
Meine Tochter wollte Altenpflegerin werden und wurde abgelehnt, weil sie eine körperliche Behinderung hat (was nichts an der Tatsache ändert, dass gerade die älteren Leute hier im Ort "den kleinen Engel mit dem Lockenkopf" sehr lieben). Ihr Kumpel, 2 Jahre jünger als sie und ebenso Absolvent der Sonderschule, war 3 Monate im Praktikum (damit die Eingliederungshilfe der Arge ans Pflegeheim gezahlt wird)und danach konnte er gehen. Nun ja, der Junge hat 40 % Sehbehinderung, ist höflich, freundlich, hilfsbereit, pünktlich, sauber und ordentlich und kräftig - er könnte das Heben, was meine Tochter nicht kann. Er könnte das ausrechnen, was meine Tochter nicht kann. Dafür könnte meine Tochter das sehen, was er nicht kann und kann alle Arbeiten, die im Haushalt anfallen. Sie hat keine Probleme damit, schmutzige Windeln zu wechseln, eingewachsene Zehennägel zu pflegen, wunden Popo zu cremen oder die Spuckschale zu reinigen.... der junge Mann auch nicht - selbst für diesen miesen Lohn, der "Branchenüblich" ist.
Hat sich je einer von euch Gedanken darüber gemacht, dass man solche Behinderungen ganz einfach kombinieren kann? Wahrscheinlich nicht. Ihr wollt "perfekt, gesund, gebildet", aber diese jungen Leute finden dann auch in andren Berufen einen Job, für den sie besser bezahlt werden.
Meine Tochter arbeitet nun in einer Metaller-Werkstatt und ihr Kumpel lernt Verkäufer. Das sind nur 2 Beispiele und mir fallen schlagartig noch 20 weitere ein. Zack - 22 vertane Chancen auf wirklich gute Pflegekräfte, die garantiert nie auf die Idee kämen, einem der älteren Menschen etwas weg zu nehmen, sich nicht um sie zu kümmern oder gar sie absichtlich zu verletzen. Aber okay - in 10 Jahren habt ihr keine Absolventen der Sonderschulen mehr, da es ja seit 2018 "integrierte Klassen" gibt. Die Polin, die unsre Nachbarin im "Pflegeservice" betreut, kann immerhin schon mal mehr deutsch, als die ältere Frau, die zuvor für diese Firma tätig war. Sie steht aber auch unter enormem Stress, weil sie so viele Haushalte zu versorgen hat in so kurzer Zeit, zu so niedrigem Lohn und einer Chefin, die sie noch angiftet, wenn sie mit dem Auto in einen Stau gerät.
[Auf einen Post zum Thema Fachkräftemangel in der Altenpflege haben wir auf Facebook diesen Kommentar erhalten und ihn nachträglich durch die Moderation auf der Dialogplattform eingestellt.]